Donnerstag, 25. September 2014

Day 3/Part II - Schwerelos im Toten Meer

Abfahrt am See Genezareth.
Die Straße führt uns um den See herum, durch mehrere Dörfer und am ersten jüdischen Kibbutz vorbei. Ein paar mal steigen wir aus, um in eine kleine Kirche anzuschauen. Alles ist hier heilig, jeder Stein, jeder Olivenbaum, jeder Grabhügel irgendeines Rabbiners. Schultern und Beine zu bedecken ist immer Pflicht. Abgesehen von all der Heiligkeit ist die Landschaft hier nahe der Grenze zu Jordanien wirklich extrem schön. Im Jordanfluss findet gerade eine russisch-orthodoxe Taufe statt. Der Priester in seinem langen schwarzen Gewand mit grauem Kräuselbart schwenkt Weihrauch herum und taucht dann die beiden Kinder dreimal komplett in den Fluss. Etwas makaber sieht das schon aus und das Geschrei ist vorprogrammiert, aber offensichtlich muss das jeder Gläubige einmal durchmachen.

Eine ganze Weile geht es durch die Wüste voller Steine und sonnenverdorrtem Gestrüpp. Hier ist das Land so schmal, dass links neben uns die Grenze zu Jordanien verläuft, während man auf der rechten Seite schon Palästina sieht. Dabei handelt sich es um Zone C, die eine von drei palästinensisch besetzten Gebieten, durch die wir sicher fahren können. Israel besitzt hier zwar keine Macht, aber einen gewisse 'Garantie' auf Sicherheit.

Wir erreichen das Tote Meer inmitten der Wüste, bei 37° C und praller Sonne. Beim Kibbutz En Gedi klettern wir den steilen Geröllweg zum "Strand" hinunter. Dort gibt es nur Steine, verdammt heiße Steine. Stehenbleiben ist schlichtweg nicht möglich, also werfen wir die Handtücher ans Ufer und ab geht es ins Wasser.
Bei den ersten paar Schritten fängt jede noch so kleine Wunde zu brennen an, aber nach ein paar Minuten ist es auszuhalten. Ich lasse mich einfach rückwärts fallen. Und es stimmt - man treibt einfach wie ein Korken auf der Wasseroberfläche. Bis jetzt wollte ich das nicht glauben, aber es funktioniert wirklich. Und mehr als das: es ist sogar gar nicht so leicht, die Beine wieder nach unten zu drehen oder sich überhaupt in die Position zu bringen, in die man will. Das badewannenwarme Wasser ist mit einer Art Film von dem Salz bedeckt. Knapp unter der Oberfläche werfen die Schlieren tanzende Schattenmuster auf meine Haut. Ein paar Spritzer Wasser kommen auf meine Lippen und ich mache den Fehler, sie abzulecken. Es schmeckt so salzig, dass der Geschmack eher sauer ist. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir keinen Tropfen in die Augen bekommen oder Wasser schlucken. Die Süßwasserdusche nach dem Baden ist wie eine Erlösung und danach fühlt sich die Haut sehr weich und angenehm an.


Als wir entlang des Toten Meeres zurückfahren (viel zu früh, für meinen Geschmack) und die Spiegelungen der Berge, die ausgetrockneten Uferstreifen und die Salzwüste bestaunen, wird uns erst so richtig klar, was wir eigentlich gerade machen. An einem Tag quer durch Israel, im Toten Meer schwimmen (oder sich vielmehr treiben lassen), durch palästinensische Grenzkontrollen, zwischen einer ausgedörrten Mondlandschaft und fruchtbaren Avocadoplantagen hindurchfahren. Es ist ziemlich überwältigend, denn bis jetzt war dieses Bild von jemandem, der zeitunglesend und schwerelos auf dem Wasser treibt, einfach zu weit weg. Ich hätte mir nicht träumen lassen, das wirklich selbst zu erleben.

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