Dienstag, 30. September 2014

Day 8 - Zurück nach Hause

Bevor uns heute der Bus zum Flughafen bringt, nehmen uns die israelischen Hosts für eine Stunde in ihre Schule mit. Dort teilt sich unsere Gruppe auf und geht in verschiedene Räume hinein. Ich bin in einer Klasse für Computer Science gelandet (das ist hier der Informatikunterricht). Die Rechner sehen ziemlich vorsinnflutartig aus, so wie auch die ganze Schule. Die Wände sind aber häufig mit Plakaten und Jahrgangsfotos tapeziert; israelische Flaggen, oder zumindest die Farben, tauchen natürlich immer wieder auf. Eine Art Schulkleidung ist hier auch Pflicht. Die besteht zwar nur aus einem T-Shirt mit dem Schullogo, aber ohne das wird man nicht aufs Gelände gelassen. Die Farbe spielt dagegen keine Rolle, weshalb dieses lästige Gefühl einer Uniform nicht aufkommt.
Es ist unglaublich, wie laut eine Klasse um acht Uhr morgens schon sein kann - die Elftklässler reden in schnellem Hebräisch aufeinander ein oder rufen sich quer durch kleinen Raum etwas zu; wenn einer anfängt zu lachen, dann stimmen plötzlich mehrere Schüler mit ein und die Lautstärke, die sowieso schon nicht mit der in deutschen Klassenzimmern zu vergleichen ist, schwillt noch mehr an. Um diese Uhrzeit schläft bei uns zuhause normalerweise die Hälfte der Klasse. Die andere Hälfte schleicht im Zombie-Modus durch den Gang und redet nur das Nötigste.
Hier ist das ganz anders. Die Israelis sind noch aufgescheuchter als sonst und rufen wild Fragen hinein, nachdem wir uns kurz vorgestellt haben. So macht es wirklich Spaß, sich ein paar Minuten auszutauschen.

Die Zeit drängt, das Flugzeug wartet nicht. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Als wir unsere Koffer zum Parkplatz schleppen, wird mir bewusst, dass es jetzt wirklich vorbei ist. Bevor wir alle in den Bus klettern, gibt es ein großes Umarmen und Verabschieden. Bei uns sowie bei unseren Gastgebern werden sogar ein paar Tränen verdrückt. Der Wunsch nach einem Gewitter, dass den Abflug cancelt oder danach, dass die Reifen des Busses auf misteriöse Weise platzen, geht letztendlich doch nicht in Erfüllung. Schließlich sitzen alle im Bus und wir winken den Israelis zum Abschied. Dann biegen wir um eine Kurve und sie sind außer Sichtweite.

Im Flughafen wartet ein Marathon auf uns - ein Marathon aus Sicherheitskontrollen. Jeder Koffer wird nach dem Durchleuchten gründlichst gefilzt, einige sogar zweimal, und wir werden zu den unsinnigsten Dingen befragt. Wieso genau es eine Rolle spielt, wo ich ein Glas Honig gekauft habe oder warum unbedingt alle mitgeführten Bücher Seite für Seite durchgeblättert werden müssen, ist mir schleierhaft. Und wenn ich wirklich gewisse Dinge zu verstecken hätte, dann würde ich das nicht in meinen löchrigen Schuhen tun.
Zweieinhalb Stunden später (und das durch pures Warten, Checks durchlaufen sowie zweimal mit einem Shuttle den Flugplatz überqueren) ist es endlich erlaubt, ins Flugzeug zu steigen. Diesmal ist es hell, also kann ich noch ein letzten Blick auf die Stadt werfen, die unter uns schnell kleiner wird. Ist dort der Strand, wo ein paar Tage zuvor im Dunkeln Frisbee gespielt haben? Es kann natürlich täuschen, aber der Gedanke daran ist verdammt schön.
Das Flugzeug dreht aufs Meer hinaus und die Küste mit Tel Aviv bleibt hinter uns zurück. Wir stoßen durch die Wolkendecke und jetzt ist das 'Heilige Land' verschwunden.
Aber wer weiß, vielleicht ist es für manche von uns kein Abschied für immer.



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