Mittwoch, 24. September 2014

Day 2/Part I - Am Mittelmeer entlang in Richtung Norden


Heute geht es für zwei Tage auf einen Trip in den Norden; zuerst nach Haifa, wo der größte Hafen Israels liegt. Langsam kann ich die Strecke zum Bus nachvollziehen. Nicht mehr jede Ecke des Viertels sieht gleich aus und an manche Gebäude kann ich mich sogar erinnern. Die Grundschule, das Theater, die Bibliothek, eine Art zentralen Platz wo sich abends die Jugendlichen mit ihren E-Bikes verabreden. (Hier sind anscheinend "E-Bike-Gangs" normal, Skater sieht man nirgendwo.)
Manchmal ist zwischen den Häusern eine unbebaute Fläche frei. Dort ist nichts außer Sand und verdorrtes Gras, vereinzelt etwas Gestrüpp. So sah es früher hier überall aus, bis die Stadt quasi aus dem Boden gestampft wurde, erzählt der Gastvater. Jetzt besteht Tel Aviv eigentlich aus mehreren Städten, die fließend ineinander übergehen. Wir wohnen im Stadtteil Holon (Hol bedeutet Sand auf Hebräisch, den früher gab es hier nichts als Sand).

Während wir uns durch das allmorgentliche Stop & Go kämpfen, verändert sich das Stadtbild. Hell verschachtelte Hochhäuser ziehen an uns vorbei. Wir kommen in ein ärmeres Viertel, wo der Putz von den Balkonen bröckelt und die bepflanzten Verkehrsinseln rar werden. Dahinter liegt dann das eigentliche Tel Aviv, das an eine kleinere Ausgabe von Manhattan erinnert. Seit den letzten dreißig Jahren hat man vierzigstöckige Hochhäuser gebaut, weil in diesem überfüllten Ballungsraum dringend Platz für die vielen Menschen gebraucht wird.

Oberhalb von Tel Aviv kommen wir durch die schmalste Stelle Israels - ganze 22 Kilometer vom Mittelmeer bis zur Grenze auf unserer rechten Seite. Dahinter liegt schon Palästina.

Wir fahren weiter an den Sanddünen und Bananenplantagen vorbei in die Stadt Haifa. Hier gibt es keine Wolkenkratzer und auch keine Stadtautobahn. Vielmehr erinnern die Häuser an Jerusalem, denn sie bestehen hier meist aus grob gehauenem Kalkstein. Rund um den Hafen und entlang der Küste sieht die Gegend sehr nach Industriegebiet aus. Aber im Zentrum der Stadt, die vom Meer weg hinauf in die Hänge gebaut wurde, liegt Baha'i Garden. Die Baha'i gehoeren einer anderen Religion an, die jeder Christ und jeder Jude neben seiner "Hauptreligion" leben kann, aehnlich eines Zweitglaubens. Die heiligen Gärten sind mit einem Perfektionismus angelegt, der fast manisch wirkt. Überall symmetrische Blumenbeete, exakt in Form geschnittene Pflanzen, das Gras wird millimetergenau nachgemäht. Nirgendwo gibt es einen einzigen Halm Unkraut. Ich lehne mich über die verschörkelte Steinbrüstung und bestaune den Blick aufs Meer hinaus. Unter uns liegt die Stadt und dahinter ist nichts als Wasser, bis zum Horizont.

Unser nächster Halt ist Akko. Diese kleine Stadt ist ländlicher, die Gassen sind enger und die Häuser eher flach, aus hellem Sandstein. Wir laufen zu einer alten Zitadelle aus der Tempelritterzeit. Von dort oben hat man einen Blick direkt aufs Meer. Über zehn Meter unter uns brechen sich die Wellen an den Steinen und ein paar junge Einheimische klettern hier auf der Mauer herum. Und plötzlich springt einer von hier oben ins Wasser! Die anderen machen es ihm nach und zum Glück trifft keiner die spitzen Felsen die hier und da aus dem viel zu flachen Wasser ragen. Von uns traut sich - Überraschung - keiner, hinterher zu springen. Und das trotz Badeerlaubnis.
Akko ist eine angenehme Abwechslung zu der Großstadtatmosphäre der letzten beiden Tage. Wir begegnen nur ein paar wenigen Touristen. Dafür sitzen buchstäblich an jeder Ecke ein oder zwei Leute auf Klappstühlen (oder einfach auf der Bordsteinkante) und rauchen Wasserpfeife. Hier trifft das Klischee des Mittleren Ostens zu - an Shishas kommt hier keiner vorbei.

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